Nach dem Mittagessen auf der Wochenendtagung: der Magen ist voll, der Kopf schwer. Mir wird die Aufgabe zuteil, ein paar kurze Bewegungsübungen zum Auflockern und -wachen anzuleiten. Die ideale Gelegenheit, mein Hobby vorzustellen.
„Ich lege ein wenig Musik auf und mache was vor. Ihr macht einfach nach, womit Ihr euch wohl fühlt.“ Grooviger Motown, ein paar einfache Schritte, ein bisschen Ausschütteln, fertig. Und dann direkt die Frage: „Können wir vielleicht nochmal?“
Seit Jahren tanze und unterrichte ich Swing und Blues. Das sind afroamerikanische Tänze, die in Harlem, New York in den 1930ern und 40ern berühmt wurden und heute auf der ganzen Welt getanzt werden. Besonders sind diese Tänze für mich, weil sie bei einem ganz einfachen Punkt ansetzen: Musik bewegt Menschen. Wenn wir Musik hören, dann reagiert unser Körper darauf. Er will sich bewegen. Was wir als TänzerInnen lernen, ist, diese Bewegungen etwas mehr zu lenken. Aber der Tanz ist schon da. Deshalb ist die Ausrede „Ich kann nicht tanzen“ für mich quatsch. Jeder kann tanzen. Es will nur nicht jeder.
Ich will dafür umso lieber. Wo andere beim Yoga oder Joggen ihren Kopf abschalten, lege ich Count Basie oder BB King auf und lasse mich bewegen. Ohne Leistungsdruck, ohne Erwartungen erfüllen zu müssen, einfach im Moment. Und dann vielleicht nochmal?
Ihr Jens-Eike Günther